+-60 In Freundschaft Wohnen

Wir sind eine Wohnprojektgruppe von gegenwärtig 11 Personen, überwiegend Frauen im Alter +-60, die als singles leben, doch auf Gemeinschaft nicht verzichten wollen. Vor rund 3 Jahren hat sich zunächst eine private Gruppe aus dem Netzwerk zweier Initiatorinnen zusammengefunden. Ein Kern besteht weiterhin, einige haben sich inzwischen verabschiedet und die Gruppe hat sich für neue Mitglieder geöffnet.

Uns eint der Wunsch, unser Älterwerden unter Beibehaltung der eigenen Selbstständigkeit gestalten zu können und mit Gleichgesinnten aktiv eine Generationen und Kulturen übergreifende alltagstaugliche Nachbarschaft entsprechend unserer eigenen Potenziale zu entwickeln. Wir wollen eine Balance der Bedürfnisse nach freundschaftlicher Nähe und persönlichem Rückzug wahren und uns nach Möglichkeit verbindlich „um einander kümmern“, altersbedingt notwendig werdende professionelle Dienstleistungen jedoch extern, und zwar als Gruppe kostengünstig einkaufen.

Entsprechend der wirtschaftlichen Verhältnisse der meisten von uns sind wir auf Anmietung von Wohnungen angewiesen. Nach langwierigen und zähen Verhandlungen mit mehreren landeseigenen Wohnungsunternehmen bei Unterstützung von stattbau haben wir schließlich mit der degewo Einvernehmen über den Bezug von ca.15 einzelnen Mietwohnungen in einem Neubauprojekt im Weddinger Brunnenviertel (Bezirk Mitte), also wunschgemäß eine gut ausgestattete Lage innerhalb des S-Bahn-Rings, erzielen können. Baubeginn auf dem Eckgrundstück Usedomer-/Wattstraße war im Winter 2016, die Fertigstellung der 128 Wohnungen ist für das 2. Quartal 2018 geplant.

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Im Verlauf der 3jährigen Projektarbeit haben wir uns von ursprünglichen Zielvorstellungen eines modellhaften altergerechten und gemeinschaftförderlichen Zusammenlebens wegen der immer enger werdenden Vorgaben des Vermieter sukzessive verabschieden müssen. Obwohl Gemeinschaftsräume nun grundsätzlich nicht mehr gebaut werden, konnten wir hier jedoch einen Kompromiss erreichen, indem ein nicht notweniger sogenannter Fahrradraum für die von uns eingeforderte Nutzung als Gruppenraum für die Mieterschaft hergerichtet und unentgeltlich bereitgestellt wird. Auch hinsichtlich der relativ großen begrünten Hoffläche haben wir einige gemeinschaftsbildende Nutzungsideen einbringen können. Jedoch erlaubt das Diktat kostengünstiges standardisiertes Bauen im kommunalen Wohnungsbau weder eine Einflussnahme der Mieter:innen auf bedarfsgerechte Wohnungsgrundrisse oder -ausstattungen noch vor allem das Abweichen von der geplanten Einheitsmiete. Ungeachtet der Lagequalität der Wohnung im Haus soll sie – abgesehen von den WBS-Wohnungen im EG und 1.OG für 6,50 € – 10,50 € kalt betragen.

Für uns als Gruppe, unter finanziellen Gesichtspunkten ungefähr eine „Berliner Mischung“, sind derartig einheitlich hohe Mieten nicht tragbar. Es ist eine für Wohngruppen im Mietwohnungsbau grundsätzliche Problematik, die nur auf politischer Ebene zu lösen ist. In Kooperation mit uns ist stattbau darüber in Kontakt mit Senat und kommunalen Wohnungsunternehmen. Es muss Berücksichtigung finden, dass unser verbindliches Zusammenstehen im Alter zur Entlastung des Sozialstaates beitragen wird und die Aufgabe unserer bisher weit größeren Wohnungen einen Zuwachs an vermietbarer Wohnfläche für den Wohnungsmarkt darstellt.

Wir wollen und wir müssen dranbleiben!

KONTAKT : sabine.fischer@dingsdas.de + bettina.ruebesame@arcor.de

2 Gedanken zu “+-60 In Freundschaft Wohnen”

  1. Gibt es neue Entwicklungen?

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