„Städte sollten wie Äcker wachsen.“
Vitra Design Museum. Ausstellung Together! Foto: Wohnprojekt Wien einszueins architektur 2013. Foto (C) Hertha Hurnaus (HP)
Das sind Aussprüche des Kultursoziologen Richard Sennett, die er im Oktober 2013 bei einem Zeit-Interview geäußert hat. „Ich glaube an eine Stadtplanung, die mehr dem Aussäen auf einem Acker gleicht, auf dass dort etwas von unten wachsen kann.“ *)
Im März 2017 wurde er anlässlich einer Ausstellung des Vitra Design Museums über seinen Ansatz der „offenen Stadt“ befragt. In dem Interview spricht er über die Tücken und Chancen einer offeneren, durchlässigeren Stadtplanung und des gemeinsamen Wohnens. Seine Sicht für eine „gute Wohnung“ sieht so aus:
Sie besäße eine flexible, unfertige Form mit Platz für mehr oder weniger Begegnung. Die Bewohner sollten die Räume jederzeit verändern können. Die englischen Stadthäuser aus dem 18. Jahrhundert für die Großfamilien sind sehr flexibel, sie gleichen einer Schuhschachtel, die Wände lassen sich einfach versetzen, heute sind die Räume multifunktional. Die Einfachheit der Form erleichtert Flexibilität.
… und die Zukunft des Wohnens wird bei ihm ganz in unserem Sinne beantwortet:
Ich suche nach neuen Wohnformen, nicht Wohngemeinschaften, aber Häusern, die in einem größeren Kontext gemeinsames Wohnen und das Entstehen von öffentlichem Raum erleichtern. Meine Kollegen und ich wollen den urbanen Wohnblock neu erfinden, in dem öffentlicher Raum funktioniert, ohne die Privatsphäre Einzelner zu verletzen. Mit Gemeinschaftsgärten und genügend Platz für Kinder, die von den Nachbarn abwechselnd beaufsichtigt werden. Die Entwicklung zum Alleinwohnen hat sich als schlecht herausgestellt. Wenn man in seinen Zwanzigern steckt, ist es in Ordnung, zur Untermiete zu wohnen. Besser wäre allerdings, wenn Menschen gemeinsam leben können und auch etwas für die Gemeinschaft tun. Und wenn der private wie öffentliche Raum durchlässiger wäre.
Wer dieses Interview ganz lesen möchte, kann es hier tun …
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in Berlin erprobt gerade ein neues Konzept der Bürger:innenbeteiligung: beteiligen! Wir werden diesen Prozess aktiv begleiten und auch hier berichten.
*) ZEIT Wissen Nr. 6/2013 vom 8. Oktober 2013 – Interview mit dem Kultursoziologen